Blog by Jana Isa

Beiträge über die Mode, Stil und das Leben.

Lernt mich kennen

Hallo liebe Leser, schön, dass ihr da seid und euch die Zeit nehmt. Dafür möchte ich mich gerne bei euch revanchieren und meinen ersten Blogeintrag mit dem Einblick in meine Gedankenwelt beginnen. So lernt ihr mich besser kennen und könnt die Frau hinter "Stil ist Leben" sehen.

Mein Name ist Jana Isa und ich bin zum jetzigen Zeitpunkt 34 Jahre alt. Die 35 rückt näher und ich kann nicht behaupten, dass mich das sonderlich erfreut. Ich erkenne gefühlt täglich (auch wenn das Quatsch ist) neue und tiefere Falten, zunehmend schlaffe Haut und ein sich kontinuierlich veränderndes Gesicht. Was mich oft lange in mein Spiegelbild blicken und mit einer gewissen Fassungslosigkeit hadern lässt. Habe ich mich doch nach einer Weile endlich an mein Gesicht gewöhnt und mit meinem Aussehen arrangiert. Und nun verändert es sich stetig und das sicherlich nicht zum Besseren. An guten Tagen bin ich mit meiner Optik sehr versöhnlich und sage mir, dass mein Aussehen völlig in Ordnung ist. An schlechten Tagen jedoch, da könnte ich ad hoc (diese Schreibweise musste ich tatsächlich googeln, denn die war mir absolut unklar. Und so falsch es auch aussehen mag, ist es dennoch korrekt.) sieben Schönheitseingriffe allein im Gesicht aufzählen, die ich bei einem plötzlichen großen Geldsegen sofort vollziehen würde. Dass ich bei Fotos von mir in der Regel eher aussage "Wah, sehe ich da sch**** aus", ist auch schon normal. Natürlich helfen da die sozialen Medien mit all ihren Filtern und Verschönerungen ebenfalls wenig und man fragt sich doch ständig, wieso alle besser aussehen als man selbst. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was das mit mir und meinem Selbstbewusstsein im Teenageralter gemacht hätte. Im Grunde hatte ich zu dieser Zeit gar kein Selbstbewusstsein und möglicherweise wäre mein Lebensweg dann ganz anders verlaufen. Ich kann mir nur vorstellen, dass das sehr verstörend und einschüchternd sein muss. 

Zum Glück gibt es bei mir aber auch die bereits erwähnten guten Tage, an denen ich Schönheitseingriffen zwar trotzdem nicht abgeneigt bin, an denen es mir mit meinem Aussehen aber durchaus gut geht und ich finde, dass es mich doch ganz gut getroffen hat. Grundsätzlich behaupte ich, dass mein Selbstbewusstsein meinen Charakter betreffend ganz gesund ist und ich lediglich Defizite betreffend meines Äußeren aufweise. Und obwohl ich von meinem Charakter recht überzeugt bin, arbeite ich ständig an mir und meiner Persönlichkeitsentwicklung. "Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein" von Philip Rosenthal und "Stillstand ist Rückschritt" von Rudolf von Bennigsen-Foerder sind dabei schon immer Zitate, die ich äußerst treffend und wichtig finde und versuche, umzusetzen. Um dies zu erreichen, lese ich sehr viele Bücher, die mich voran bringen und mache derzeit noch ein Fernstudium zur psychologischen Beraterin. Ich finde es unabdingbar, an sich selbst zu arbeiten, da sich meiner Ansicht nach genau deshalb immer neue Möglichkeiten im Leben ergeben und man neuen und anderen Menschen begegnet. Hierbei finde ich es hilfreich, wenn man die Menschen erkennt, die einen weiter bringen und einen Mehrwert bieten. Ich lerne sehr gerne von anderen und lasse mich bereitwillig beeindrucken und beeinflussen. Es gibt genau vier Menschen, die mich im Laufe meines Lebens geprägt und dahin gebracht haben, wo ich jetzt bin. Und auch wenn ich nicht zu allen noch den Kontakt pflege oder aufrechterhalten kann, so bleiben sie bzw. die ersten mir schon seit vielen Jahren im Gedächtnis und haben mich geformt. Dafür bin ich ihnen unheimlich dankbar und stets weiter auf der Suche nach ebensolchen Leuten. Deshalb netzwerke ich auch so gerne, immer in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der im Gedächtnis bleibt, was bei mir sicherlich nicht leicht ist. Mich nachhaltig zu begeistern ist eine Kunst. Und so wandle ich durchs Leben immer mit der Hoffnung auf außergewöhnliche Kontakte und prägende Erlebnisse.

Somit schließe ich meinen ersten Beitrag hier ab und belasse es vorerst bei einem so kurzen Blogeintrag. Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und freue mich über Kommentare dazu.

Herzlichst, 

Jana Isa 

Der grüne Satin-Zweiteiler

Ich finde meinen neuen Zweiteiler ganz fantastisch. Nicht nur, dass er absolut modisch ist und die Farbe mir unheimlich gut steht, nein, er ist auch noch wahnsinnig bequem. Gemütliche Mode - liebe ich. Mir ist es am liebsten, wenn alles locker und lässig sitzt, aber ich scheue mich trotzdem nicht vor engen Kleidungsstücken und betone auch gerne einmal das an meiner Figur, was sich betonen lässt. 

Nun ist dieser Zweiteiler mit seiner Farbe und seiner einem Pyjama doch sehr ähnlichen Art ziemlich auffällig, vor allem hier bei uns im ländlichen Bereich. Vor zehn Jahren hätte ich mich niemals gewagt, diesen außerhalb meiner vier Wände zu tragen, aber heute kann ich mit größtem Stolz sagen, dass ich derart mutig geworden bin, dass es mir herzlich egal ist, was andere davon halten und ob sie es schön oder furchtbar finden. Viele Blicke sind mir garantiert, dessen bin ich mir bewusst und merke das auch deutlich. Aber es ist wunderbar, wie egal mir das geworden ist und ich kann berichten, dass ich schon enorm viele Komplimente dafür erhalten habe. Ich habe sogar schon den Link zum Onlineshop dafür geteilt, was bedeutet, dass andere Frauen den Zweiteiler so schön finden, dass sie ihn ebenfalls tragen möchten. 

Gestern war ich in genau diesem Anzug ein Volleyballspiel in unserem Städtchen Neuwied anschauen. Natürlich war dort eher das Outfit Shirt oder Flanellhemd, Jeans, Sneaker vertreten und niemand trug mit mir Vergleichbares. Das fiel mir jedoch rückblickend erst nach dem Spiel auf, als mir gesagt wurde (ich greife deine Worte hier einmal aus meiner Erinnerung heraus auf, liebe Thea. Verzeih mir, wenn sie deinem Wortlaut nicht genau entsprechen.), dass es total klasse ist, mit welcher Selbstverständlichkeit ich dieses Outfit trage, in Anbetracht dessen, das es nicht das übliche Outfit für ein solches Spiel ist. Das wurde für beeindruckend und mutig befunden, was mich sehr freut, denn wenn ich damit anderen Frauen etwas Mut geben und sie dazu inspirieren kann, zu tragen oder auch zu tun, was sie wollen, dann habe ich mit meinem Satin-Zweiteiler doch ein klitzekleines Statement gesetzt (das mag man belächeln und sich fragen, was zur Hölle ich mir einbilde, aber diejenigen, die sich davon inspirieren lassen, wissen, was ich meine).

So etwas kann man mit Mode erreichen: Inspiration für Mut, Widerstandskraft und Willen teilen. Und deshalb bin ich überzeugt davon, dass es wichtig ist, was wir tragen. Denn damit können wir unser Selbstbewusstsein stärken, uns ausdrücken und zeigen, wer wir sind. Und das hat nichts mit Oberflächlichkeit zu tun. Andere aufgrund ihres Kleidungsstils zu verurteilen, das ist oberflächlich. Sich Gedanken um sein Äußeres und darum, was man trägt zu machen, ist gut für unser Inneres und unser Selbst. 

Solche Outfits zu tragen, gibt mir den Mut, nach mehr Kleidung zu greifen, die auffällt und etwas anders ist. Es macht mir nun Spaß und ich freue mich über die Komplimente, die ich deshalb erhalte. Ich fühle mich damit stark und in gewisser Weise unangreifbar, denn wenn ich auffallend gekleidet vor die Tür gehe, strahle ich diese Stärke aus und das Outfit ist meine Rüstung. 

Dazu bewegt, mich hinsichtlich der Mode mehr zu trauen und auszudrücken, hat mich die wunderbare Caren. Caren sieht stets fabelhaft aus und trägt gerne eklatante Farben, ein exzellentes Make-Up, strahlende Haarfarbe, tollen Schmuck und sticht definitiv überall heraus. Das beeindruckt mich sehr und hat mich zweifelsfrei inspiriert, mutiger zu sein und zu tragen, was mir gefällt, ohne mir Gedanken darüber zu machen, wie es meine Mitmenschen beurteilen. Und ich durfte ja mittlerweile feststellen, dass ich doch viele Komplimente erhasche und bislang keine Kritik. Und negative Blicke tue ich einfach so ab, weil sie mich überhaupt nicht mehr scheren. Und das meine ich so. Ich verschwende keinerlei Gedanken daran. Das ist enorm befreiend und ich kann es nur jedem ans Herz legen, sich weniger um die Meinung anderer zu sorgen. 

Abschließend möchte ich sagen, dass ihr bitte tragt, was euch gefällt. Sei es ein schrilles rot, Color Blocking, Spitze, Tüll, Gothic oder was auch immer - tut es einfach und macht euch keine Gedanken mehr, ob ihr kritische Blicke oder negative Kommentare erntet, denn nach meiner Erfahrung tritt dies gar nicht ein, sondern man erhält positives Feedback. Wir erwarten meist, dass es schlecht ausgehen könnte, aber denkt einmal darüber nach, dass es möglicherweise auch einfach gut wird.

Herzlichst,

eure Jana Isa

Die Sache mit dem Selbstbewusstsein

Ich würde ganz klar sagen, dass ich selbstbewusst bin. Allerdings muss ich hier differenzieren, denn ich bin mir gewisser Fähigkeiten und Kenntnisse durchaus bewusst und schätze mich auf vielen Ebenen als kompetent ein, aber in anderen Dingen halte ich mich für nicht befähigt oder eher schlecht in meiner Sache und dann kommen natürlich Selbstzweifel auf. Ich gehe nicht davon aus, dass es auch nur einen Menschen auf dieser Welt gibt, der nicht wenigstens einmal in seinem Leben von Selbstzweifeln geplagt wird, aber obwohl mir dies durchaus bewusst ist, ärgert es mich außerordentlich, wenn ich an mir zweifle und unsicher werde. 

Selbstbewusstsein ist ganz gewiss ein wichtiger Aspekt unseres Lebens und hilft uns, Entscheidungen zu treffen, für uns selbst einzustehen und unsere Ziele zu erreichen. Deshalb ist es von immensem Vorteil, wenn wir immer und ständig daran arbeiten. Dabei geht es darum, dass wir unsere Stärken und Schwächen kennenlernen und Vertrauen in uns selbst entwickeln. Selbstbewusste Menschen haben eine positive Einstellung sich selbst gegenüber und sind in der Lage, Herausforderungen anzunehmen und Schwierigkeiten zu überwinden. 

Wenn man dies so liest, hört es sich ganz einfach an und denken wir einmal über unser Umfeld nach, fallen uns Menschen ein, die wir bewundern, die uns beeindrucken, die wir stark, schön, wunderbar, liebenswert, vertrauensvoll oder ähnliches finden und dann sollten wir uns die Frage stellen: Wieso können wir andere so gut finden, aber uns selbst oft so schlecht? Diese Frage stelle ich mir derzeit des Öfteren und rate mir vermehrt, mich nicht mehr so hart zu bewerten und verurteilen und eher das Gute in mir zu erkennen und mir meiner Stärken und Fähigkeiten bewusster zu werden. Wir gehen hart mit uns selbst ins Gericht und schaffen es, zu glauben, dass andere uns auf die selbe harte Weise beurteilen. Das ist eher selten der Fall, denn ich möchte behaupten, dass ein jeder von uns sein größter Kritiker ist. Um diese kritischen Stimmen in uns leiser zu stellen, bedarf es einiger Arbeit an der Persönlichkeit. 

Einerseits sollten wir unsere Stärken und Schwächen akzeptieren, um an ihnen arbeiten zu können. Dabei konzentrieren wir uns auf Positives, also auf unsere Erfolge und guten Erfahrungen, um uns diese ins Gedächtnis zu rufen. Denn leider sind wir Menschen so programmiert, dass wir dazu geneigt sind, uns von zehn Erlebnissen die drei schlimmsten zu merken und die sieben positiven Erfahrungen zu vergessen oder sie hinter dem schlechten verblassen zu lassen. Fokussieren wir uns also zukünftig auf alles Gute, das uns widerfährt. Das können wir schaffen, indem wir es notieren. Schreiben wir uns immer wieder auf, was wir geschafft haben (Vortrag gehalten und gutes Feedback bekommen, eine gute Note geschrieben, einem Konflikt nicht entzogen, sondern die Meinung geäußert usw.), rufen wir uns diese Erlebnisse in Erinnerung und trainieren unser Gehirn darauf, sich diese zu merken und sammeln so vermehrt Positives, was das Selbstbewusstsein stärkt. 

Wichtig ist auch, dass wir Grenzen setzen. Trauen wir uns "Nein" oder unsere Meinung zu sagen, wachsen wir ebenso und es fällt immer leichter, dies zu tun. Oft möchten wir unser Gegenüber nicht vor den Kopf stoßen, verletzen oder bangen darum, dass es uns nicht mehr leiden könnte. Ganz ehrlich? Drauf ges*******. Kann jemand aus unserem Umfeld nicht damit umgehen, dass wir sagen, was wir denken (natürlich in gesunder Dosis und nicht absichtlich verletzend), dann darf er sich eben nicht mehr in unserem Umfeld aufhalten. Machen wir uns nicht wegen anderer Leute kleiner, sondern sehen wir zu, dass wir laut, stark, selbstbewusst und ehrlich sind.

Was mir noch ziemlich schwer fällt, ist es, optimistisch zu sein. Das macht das Leben jedoch leichter und stärkt das Selbstbewusstsein tatsächlich. Positive Gedanken lassen uns kraftvoller sein und ziehen uns hoch statt runter. Macht absolut Sinn. Ich feile noch daran, aber ich werde schon besser. Meistens gehe ich mit einer pessimistischen Sichtweise in Situationen und erwarte den schlechtesten Ausgang ebendieser. Ich bin dann letzten Endes nicht enttäuscht, wenn der schlimmste Fall eingetreten ist und umso freudiger, wenn das Gegenteil der Fall ist. Ich finde jedoch, dass ich mich mit dieser Einstellung selbst hinunter ziehe und ab und zu den Ausgang einer Situation eben durch diesen Pessimismus negativ beeinflusse. Bedeutet, ich übe mich darin, positiv an Dinge heranzugehen und zu erwarten, dass es gut läuft und habe das Gefühl, dass sich das auf meine Stimmung, mein Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die Dinge auswirkt. 

Selbstverständlich ist auch unsere Haltung und Stimme bedeutend. Damit möchte ich sagen, dass wir gerade stehen, unsere Schultern straffen, den Kopf heben und tief genug ein- und ausatmen müssen, um eine körperliche Präsenz vorweisen zu können, die sich auch auf unser Selbstbewusstsein auswirkt und unseren Mitmenschen zeigt, dass wir eine gesunde innere Stärke vorzuweisen haben. Unsere Stimme muss laut und verständlich sein, wir sollten in angenehmer Stimmlage und mit genügend Pausen und einer gewissen Langsamkeit sprechen (wir neigen dazu, viel zu schnell zu sprechen, um es - gerade in wichtigen Situationen wie Verhandlungen oder Präsentationen - schnellstmöglich hinter uns zu bringen. Das lässt uns eher wie einen Angsthasen erscheinen und wir suggerieren uns damit, dass wir das Können nicht besitzen und schlecht sind.).

Ganz besonders hervorheben möchte ich hier nun den Mut. Mutig sein bedeutet stark zu sein. Denn mit Mut bewegen wir uns aus unserer Komfortzone, wagen Neues, lernen neue Dinge und vieles mehr. Wer nicht mutig ist, ändert auch selten etwas und schraubt das eigene Selbstbewusstsein eher runter und wird immer leiser. Ich liebe es, mutig zu sein. Es hat mich schon so oft voran gebracht und Mut ist ein bedeutsamer Wert, den ich vertrete und jedem ans Herz legen möchte. Ich bin stolz darauf, mutig zu sein und das hat mein Selbstbewusstsein bereits sehr stark wachsen lassen. Hierbei können übrigens auch Vorbilder helfen: fühlen wir uns unsicher, können wir uns eine Person vor Augen halten, die der eigenen Ansicht nach mutig ist und die Situation gut meistern würde. An dieser Stelle möchte ich verraten (ja gut, für viele ist das kein Geheimnis), dass mein Vorbild, das mich seit bestimmt 25 Jahren begleitet, Angelina Jolie ist. Und in Situationen, in denen ich beginne, aufgeregt zu sein oder mich frage, ob ich das schaffe, stelle ich mir schließlich die Fragen "Was würde Angie tun? Würde Angie einknicken? Hätte Angie Angst? Würde Angie absagen? Würde Angie an sich zweifeln?" (du bist an Angelina Jolie hängen geblieben und fragst dich, warum ich ausgerechnet sie als Vorbild wählte? Schreib mir gerne eine E-Mail oder WhatsApp/SMS mit deiner Frage) und meine Antwort auf jede dieser Fragen lautet stets "Nein" bzw. "Angie würde es durchziehen - und zwar gut". Sucht also nach einem Vorbild und lasst euch davon stützen. Es muss natürlich kein Promi sein, das ist ja selbstredend, es kann durchaus auch jemand aus dem Bekannten- oder Freundeskreis sein oder sogar aus dem Berufsleben. Mir hilft das seit langem enorm und ich kann nur empfehlen, es zu versuchen.

 

Letztlich bleibt mir nur zu sagen, dass Selbstbewusstsein ein Prozess ist und wir Zeit und Geduld brauchen. Lasst uns täglich daran arbeiten, ein besserer Mensch zu werden und somit unser Selbstbewusstsein aufbauen.

 

 

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und vor allem eure Zeit.

Herzlichst,

eure Jana Isa

Die Bedeutsamkeit des Stolzes

Der Stolz ist eine wichtige menschliche Emotion, die oft mit Erfolg und Selbstwertgefühl in Verbindung gebracht wird. Es gibt verschiedene Arten von Stolz, wie zum Beispiel Stolz auf sich selbst, auf die eigene Familie oder auf das eigene Land. Obwohl der Stolz gerne als negative Eigenschaft angesehen wird, da er zu Überheblichkeit oder Arroganz führen kann, ist er dennoch eine wichtige und notwendige Emotion für unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität.

 

Ein gesunder Stolz auf uns selbst und unsere Leistungen kann das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen stärken. Es ist wichtig, uns für die Dinge, die wir erreicht haben, zu loben und zu feiern. Natürlich fällt uns das aufgrund missgünstiger Mitmenschen oft schwer oder aus dem Grund, dass wir ungern im Mittelpunkt stehen und nicht protzen möchten, dennoch sollten wir unseren Stolz trainieren, ihn stärken, ausbauen und vor allem auch - in gesundem Maße - teilen. Dadurch können wir ein Gefühl der Zufriedenheit und des Wohlbefindens erreichen, das wiederum das eigene Selbstbild positiv beeinflussen kann. Wenn wir stolz auf uns selbst sind, sind wir auch motivierter, uns weiterzuentwickeln und neue Herausforderungen anzunehmen.

Aber nicht nur der Stolz auf uns selbst, sondern auch der Stolz auf unsere Familie, Kultur oder unsere Arbeit kann eine wichtige Rolle spielen. Es ist essenziell, eine Verbindung zu etwas Größerem als uns selbst zu haben und uns mit anderen zu identifizieren, die dieselben Werte teilen. Stolz kann auch das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Verbundenheit stärken, was wiederum zu einem höheren Maß an Wohlbefinden und Zufriedenheit verhilft.

Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass Stolz in Maßen ausgelebt werden sollte. Übermäßiger Stolz kann zu Arroganz und Ignoranz gegenüber anderen führen. Es gilt, demütig zu bleiben und uns daran zu erinnern, dass wir nicht immer alles alleine erreicht haben. Zudem sollten wir uns bewusst sein, dass es andere Menschen gibt, die ebenfalls Leistungen erreicht haben und die ebenso stolz auf sich sein können.

 

Insgesamt ist der Stolz eng mit dem Selbstwertgefühl verbunden. Wenn wir unsere eigenen Wert kennen, ist es weitaus einfacher, Grenzen zu setzen. Darüber hinaus haben wir so weniger Angst vor Zurückweisung oder dem Verlassenwerden.

 

Dem entgegenzusetzen ist, dass die traditionelle christliche Glaubenslehre »superbia« (was sich mit »Hochmut« oder »Stolz« übersetzen lässt) gar zur Königin aller Todsünden ernennt, aus der sich die übrigen Laster allesamt ergeben würden. Laut dem antiken Kirchenlehrer Augustinus (354–430) würde sich der stolze Mensch, den gefallenen Engeln gleich, von Gott abwenden und gegen ihn auflehnen. Und da möchte ich erneut ansetzen und den Stolz unterteilen: Es gibt den authentischen Stolz, der einen ehrlichen und wohlverdienten Triumph nach einer hervorragenden Leistung darstellt und den überheblichen Stolz, den es zu meiden gilt, da dieser Egoismus und Geringschätzung anderer beinhaltet, auch bekannt als Hochmut. Sicherlich muss ich hier nicht näher erläutern, dass es mir schlicht um den authentischen Stolz geht, den wir leben dürfen und auch müssen, um unseren Glauben an uns selbst und das Vertrauen in uns zu stärken und andere inspirieren zu können.

 

So möchte ich euch sagen: seid stolz! Und gebt alles, um authentisch stolz sein zu können. Wenn ihr nicht in der Lage seid, auf euch selbst stolz zu sein - wieso sollte es dann ein anderer sein?

 

Herzlichst,

eure Jana Isa

 

 

Über Mut, Stärke, Kampf und Voranschreiten

Immer wieder stelle ich Unterschiede fest, die mich nachdenklich machen. Und zwar zwischen Männern und Frauen. Und ich meine nicht das Offensichtliche wie die Geschlechtsmerkmale, sondern das ungleiche Verhalten der Geschlechter. Um deutlich zu machen, worauf ich hinaus möchte, hier ein Beispiel:

Ich saß in einem Meeting. Neben mir noch eine weitere Frau und die restlichen acht Personen waren Männer. Der Moderator stellte Fragen und zeigte uns verschiedene Dinge auf und ich registrierte, dass die Männer Fragen, ohne sich zu melden, beantworteten oder eigene Fragen einfach in den Raum warfen und dies alles in einer gut verständlichen Lautstärke. Irgendwann meldete sich meine Sitznachbarin, der Moderator nickte ihr zu und sie fragte leise, ob sie eine Frage stellen dürfe. Der Moderator runzelte die Stirn und hakte nach, was sie gerade gesagt hatte, weil es so unverständlich war. Sie wiederholte ihre Worte und er gestand ihr eine Frage zu. Das Meeting lief weiter und auf eine Frage des Moderators antwortete ich einfach ebenso laut und ohne Meldung wie die Männer. Und der Moderator war ganz offensichtlich verdutzt und schaute mich erstaunt an. Glücklicherweise war meine Antwort dann auch noch richtig. Welcher Unterschied wird hier deutlich? Und das erlebe ich so nicht zum ersten Mal, sondern habe das schon in vielen Meetings über einige Jahre hinweg beobachten können. Männer sind lauter, reden einfach los, denken nicht zu viel nach, haben mehr Mut und machen sich keine Sorgen darüber, etwas Falsches zu sagen oder sich möglicherweise zu blamieren. Frauen hingegen sind lieber leise, wollen nicht unangenehm auffallen, machen sich Sorgen darüber, etwas Dummes zu sagen, anzuecken, arrogant zu wirken oder im Mittelpunkt stehen zu müssen. Bei Vorträgen oder Präsentationen kommt auch oft noch die Angst hinzu, dass jemand die eigene Frisur, Kleidung, Figur, das Make-Up oder andere Äußerlichkeiten als unschön bewerten könnte und das nimmt Frauen auch etwas ihres Selbstbewusstseins. All diese Gedankengänge kenne ich zu gut, denn ich habe sie ständig. Und ich kenne diese auch von anderen Frauen und wir wissen mittlerweile, dass dieses Verhalten auch durch Erziehung begünstigt wurde (sei still, sei brav und freundlich, fall nicht unangenehm auf, benimm dich usw.). Ich fragte meine Kollegin schließlich, ob ihr aufgefallen sei, dass sie die Hand hob und ihre erste Frage war, ob sie eine Frage stellen dürfe. Sie dachte nach und sagte, dass sie dies tat, weil sie niemanden stören oder nerven wollte. Wieso sollte es stören, wenn eine Frau eine Frage stellt? Wieso macht sich eine Frau Gedanken darüber, dass sie nerven könnte, wohingegen bei einem Mann eine solche Sorge niemals auftreten würde? 

Nun käme ich nicht auf die Idee, die Schuld bei den Männern zu suchen, sondern suche sie ganz allein bei mir als Frau und versuche alles, um gegen diese Ängste anzukämpfen, immer wieder aus meiner Komfortzone herauszutreten und orientiere mich oft an dem Verhalten der Männer. Denn ich bin in meinem Berufsleben noch keinem Mann begegnet, der mir befahl, ich solle leise sein und nichts sagen oder der mich in anderer Art und Weise unterdrückte. Ganz im Gegenteil: Ich bin schon auf so viele Männer getroffen, die mich förderten, die mir eine Plattform gaben, die mich ermutigten, Vorträge zu halten, die Angst zu verlieren, lauter und mutiger zu sein und mir auch bei Kunden die Bühne überließen. Ich bin allerdings auch etwas rebellisch und kann mich ganz gut wehren, deshalb hätte einer der Männer, die Frauen gerne herablassend behandeln oder sie unterdrücken, bei mir schlechte Karten gehabt, egal in welcher Position er sich befände. 

Und da sind wir bei dem nächsten Unterschied. Männer nahmen sich immer schon von der Welt, was ihnen gefiel. Leider auch oft mit Gewalt, Hinterhalt, Unmenschlichkeit. Sie dachten nie darüber nach, was andere denken könnten, welche Probleme auftreten würden, was daran falsch sein könnte oder sonstiges. Männer gehen los und machen einfach. Dagegen denken Frauen gerne tausendfach über eine Entscheidung nach, haben viele Ängste und machen sich Sorgen und wägen ab, ob sie den Kampf kämpfen wollen. Frauen stecken immer schon zurück. 

Erfreulicherweise gab und gibt es immer schon fantastische Frauen, die kämpfen. Die den Gegebenheiten trotzen, sich für Gleichberechtigung einsetzen, sich nichts gefallen lassen und ihr Leben riskieren. Die laut und mutig sind und dem alten weißen Mann die Stirn bieten. Ohne diese Frauen wäre es uns anderen weiterhin schlecht ergangen. Wir mussten immer schon vieles erdulden - Missbrauch, Unterdrückung, Gewalt, Misshandlung, Verbote, Herablassung. Dank vieler mutiger Frauen, aber auch Männer, ist für uns immer mehr möglich, wenn auch leider nicht in allen Teilen der Welt. Und wir hören nicht auf zu kämpfen und wir sind noch lange nicht da angekommen, wo die Gleichberechtigung sein sollte. Es ist kaum zu glauben, dass Frauen oft noch immer schlechter bezahlt werden als Männer in der gleichen Position. Oder dass Mütter Schwierigkeiten bei der Stellensuche haben, weil die Unternehmen in ihnen Ausfallzeiten und Probleme wegen der Kinder sehen (das habe ich selbst erleben müssen und weiß, dass es so ist. Auch die schlechtere Bezahlung gegenüber meinen männlichen Teamkollegen erfuhr ich in vorherigen Firmen.). 

Es gibt noch viele Rechte, die wir uns erkämpfen müssen und es wird ein langer Weg. Aber es unseren Kindern und vor allem Töchtern zu vereinfachen, ist ein guter Grund, um weiterzumachen. Nicht aufzugeben und den Mund aufzumachen. Sei es im Kleinen, beispielsweise dass wir in Meetings genauso laut sind wie die Männer oder im Großen in der Politik. Jede von uns kann in kleinen Schritten diese große Welt besser für Frauen machen und so kann ich allen nur mitgeben:

 

Sei laut, äußere deine Ansicht, habe eine Haltung und vertrete sie lautstark, sei trotzig, stehe für dich und andere ein, unterstütze andere Frauen und hilf ihnen weiter, falle auf, geh immer einen Schritt weiter, bestärke dich selbst und nimm jede Hürde als Anreiz für einen Anlauf, sei diszipliniert und decke Diskriminierung auf. 

Allem voran möchte ich jeder meinen liebsten und wichtigsten Wert vermitteln: Mut. Sei immer mutig und presche vor. Denke nicht über Konsequenzen nach. Hab keine Angst vor schlechten Worten über dich oder Anfeindungen. 

Keine von uns möchte mich 85 auf dem Sterbebett liegen und bereuen, sondern stolz auf sich sein. Tue alles, um stolz auf dich selbst sein zu können.

 

In diesem Text schreibe ich übergreifend "Männer" und "Frauen", wobei ich nicht per Rundumschlag alle über einen Kamm scheren will, sondern dies vereinfacht es, meine Ansicht niederzuschreiben. Sollte sich hier jemand angegriffen fühlen, möchte ich demjenigen versichern, dass ich ihn nicht angreifen möchte und es muss sich nicht jeder Einzelne hier angesprochen fühlen.

Bei Rückfragen, Kommentaren oder Unstimmigkeiten wendet euch gerne jederzeit an mich (janaisabelkaiser@outlook.de).

 

Herzlichst,

eure Jana Isa

Akzeptanz statt Toleranz

An alle, die mit Mut, Herz und Verstand den Weg ebnen und die Welt zu einem besseren Ort machen wollen. 

 

Ich möchte mich laut und deutlich mit einem Thema zu Wort melden, welches von gesamtgesellschaftlicher Relevanz ist. Den Impuls dazu löste eine Kollegin aus, vor der ich große Achtung habe, die das Thema bei unserem Arbeitgeber anstößt und sichtbar macht. 

Ich möchte Aufmerksamkeit für die LGBTQ+ Community fordern, auch um Nichtwissen über Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass gegenüber Homo-, Bi- und Transsexuellen zu minimieren und vor allem, um Akzeptanz zu erreichen. Denn es ist unwichtig, welcher sexuellen Neigung man nachgeht, ob homo-, bi, trans, heterosexuell oder queer. Wir alle sind vor allem eines: Menschen. 

Es ist von immenser Wichtigkeit, Unterdrückungsverhältnisse aufzubrechen und betroffenen Personen eine Stimme zu geben, die uns alle anspricht, um die Prinzipien des Zusammenlebens wandeln zu können. Was wir brauchen, ist ein gerechtes und vielfältiges Miteinander, wodurch sich ein gesellschaftlicher Fortschritt erzielen lässt. 

Wir alle benötigen die Kompetenz, mit der unbehaglichen Wahrheit umzugehen, zuzuhören, hinzusehen und zu unterstützen. Diesem wichtigen Thema darf nicht ausgewichen werden.

 

Patriarchale Narrative bestimmen nach wie vor unseren Alltag und unsere Gedanken darüber, was wir allgemein als „normal“ oder richtig empfinden, ohne dass uns dies bewusst sein muss. „Normal“ setze ich hier bewusst in Anführungszeichen, da ich die Meinung vertrete, dass wir keine Norm für Menschen festlegen können. Wir sind alle zu individuell und ungleich in den feinsten Nuancen, als dass eine Norm definierbar und umsetzbar wäre. Allein deshalb finde ich es schwierig, Menschen als „normal“ oder „unnormal“ zu bezeichnen und lehne dies strikt ab. 

 

Wir sind eine Gemeinschaft und müssen uns auch solche verhalten. Lasst uns Veränderung in die Welt tragen und füreinander einstehen. Kleine Taten haben bereits großen Einfluss und hinzusehen und -zuhören sowie gegen Unterdrückungsverhältnisse aufzubegehren, bewirkt Großes.

 

Maßgeblich ist das Hinterfragen, miteinander ins Gespräch kommen und aktiv werden, denn Veränderung resultiert aus Aktion. Demgemäß habe ich den Austausch zu einem Homosexuellen aus der Community gesucht und wir hatten ein offenes Gespräch, welches ich hier gerne wiedergeben möchte und darf. 

JK: Wie hast du das Aufwachsen innerhalb deiner Familie in Zusammenspiel mit deiner Homosexualität erlebt?

GJ: Ich würde sagen, dass Homosexualität in meiner Familie toleriert wurde, aber dennoch negativ behaftete Sprüche wie die meiner Oma laut wurden, die über einen homosexuellen Bekannten beispielsweise sagte „Der hüpft ja auch über den Zebrastreifen wie ein Mädchen“. Außerdem wurde ich nach dieser vermeintlichen „Norm“ erzogen, nach welcher Mann und Frau als gängig galten und mit rund 16 Jahren wurde ich fast schon zu dieser Art der Lebensgemeinschaft gedrängt, weil Fragen wie „Was ist denn mal mit einer Freundin?“ aufkamen und immer lauter und häufiger wurden. Aus diesem Grund hatte ich dann tatsächlich irgendwann eine Freundin, obwohl mir während der Pubertät bereits auffiel, dass ich auch Gefallen an Männern fand und diese gerne anschaute. 

JK: Wie hast du deine Homosexualität während deiner Beziehung mit einer Frau empfunden?

GJ: Während der Beziehung wurde mir klar, dass ich Zärtlichkeiten auch gerne mit Männern ausprobieren wollte. 

JK: Was hat dich davon abgehalten, diese Begierde zu kommunizieren?

GJ: Zuerst war mir gar nicht klar, ob ich bi- oder homosexuell bin. Ich fand an beiden Geschlechtern Gefallen, aber es zog mich immer mehr und öfter zu Männern hin. Hätte ich das preisgegeben, hätte ich sicherlich direkt als homosexuell gegolten und den Weg empfand ich als zu endgültig, da ich mir meiner sexuellen Vorliebe noch gar nicht ganz klar war.

JK: Nachdem dir bewusst wurde, dass du definitiv homosexuell bist, wieso hast du dich nicht geoutet?

GJ: Ich hatte keine Lust, dass sich dadurch mein Leben ändern könnte. Ich fand es gut wie es war und ich kannte auch die Sprüche meiner Kumpels wie „Guck dir die Schwuchtel an“ usw.. Da schoss mir stets der Gedanke durch den Kopf, dass ich doch gar nicht so „schlimm“ wie diese „Schwuchtel“ bin und ich wollte nicht, dass mich jemand so empfindet.

JK: Wie lange hat es also gedauert, bis du bereit warst, dich offiziell zu outen?

GJ: Ich brauchte drei Jahre. Zwei Jahre waren auch immer noch meine Findungsphase und ein Jahr hatte ich Angst.

JK: Welche Ängste begleiteten dich wegen eines zukünftigen Lebens als Homosexueller?

GJ: Große Angst machte mir, wie ich auf der Arbeit behandelt würde. Dass man mich anders sieht und anders mit mir umgeht. Außerdem hatte ich die Befürchtung, dass man meine Homosexualität gegen mich verwenden würde.

JK: Wie das?

GJ: Sollte jemand wütend auf mich sein, aus welchem Grund auch immer, könnte er mich wegen meiner Homosexualität beleidigen, beispielsweise mit „Scheiß Schwuchtel“ oder ähnlichen Ausdrücken.

JK: In Anbetracht dessen, bei wie vielen Menschen du dich hast outen müssen: Wie fair findest du es, dass sich überhaupt geoutet werden muss?
GJ: Gar nicht fair! Heterosexuelle müssen da nicht durch. Wir schon. Wo ist da die Gerechtigkeit? Mittlerweile sage ich es auch niemandem mehr aktiv, sondern erzähle stattdessen von meinem Partner und dann kann jeder eins und eins zusammenzählen.

JK: Welchen Vorurteilen bist du bislang begegnet?

GJ: Allgegenwärtig ist, dass Homosexuelle HIV positiv sein könnten und die Unterstellung von Pädophilie. Außerdem dass Homosexualität eine Art Krankheit sei.

JK: Hast du weitere Anfeindungen erlebt?

GJ: Ich kann mich an ein „Bah“ beim Küssen meines Verlobten in der Öffentlichkeit erinnern. 

JK: Schauen wir auf dein Arbeitsleben: Wie lange hast du gebraucht, um dich zu outen?

GJ: Fünf Jahre

JK: Welche Sorgen ließen dich warten?

GJ: Allem voran den Schritt aus der langen Geheimhaltung herauszuwagen. Zudem befürchtete ich, dass Kollegen etwas Negatives über meine Homosexualität äußern könnten und das vielleicht sogar bei Kunden. Mich trieb es auch um, dass Kollegen sich dann sorgen könnten, dass ich ihnen „an die Wäsche“ wolle. Und schlussendlich hatte ich Angst, dass ich nach einem Outing irgendwie negativ behaftet sein könnte.

JK: Was wäre der schlimmste Ausgang gewesen?

GJ: Dass sich mein Arbeitsalltag und mein gesamtes Arbeiten verändert.

JK: Mit welchen Reaktionen anderer Menschen auf dich kannst du nicht gut umgehen?

GJ: Werde ich ganz plump gefragt, ob ich eigentlich schwul sei, fühlt sich das für mich immer an wie angefahren werden. Lasst uns bitte unseren Safe Space und grätscht uns nicht so hart ins Privatleben rein. 

JK: Wissen es all deine Kunden?

GJ: Nein, nicht alle wissen es. Ich bin mir bei einigen unsicher und möchte da nichts herausfordern. Die nichtwissenden Kunden hauen auch gerne mal Sprüche wie „Guck dir den Hinterlader mal an“ raus und da bin ich mir immer unsicher, ob ich etwas sagen und diese aufklären soll.

JK: Was denkst du über Menschen, die solche Aussagen treffen?

GJ: Dass sie schwach sind. 

JK: Wie wünschst du dir ein Miteinander?

GJ: Menschen sollen leben können, wie sie es möchten. Vorurteilsfrei, angstfrei und offen. Ich wünsche mir Akzeptanz statt Toleranz. Das, was eine Lisa und ein Michael haben dürfen, will ich auch. Es ist erschreckend, dass Homosexualität erst seit 1994 erlaubt ist. Sicherlich haben wir in den letzten 29 Jahren schon einige Fortschritte gemacht, dass darf man niemandem absprechen, dennoch ist hier noch Luft nach oben.

JK: Was würdest du denen gerne sagen, die sich nicht betroffen fühlen, wegschauen und keine aktive Rolle für die gewünschte Akzeptanz spielen?

GJ: Wegschauen und nicht aktiv werden ist kein neutrales Verhalten oder Raushalten, sondern hilft denen, die sich dagegen aussprechen. 

JK: Was möchtest du der Gesellschaft mitteilen? 

GJ: Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender und queere Menschen lieben wie jeder heterosexuelle Mensch und haben die gleichen Gefühle. Wir sind alle einfach nur Menschen. Punkt. Und es müssen sich nur alle einmal in die Lage versetzen, dass ihre Kinder oder Enkel nicht heterosexuell sein könnten und dass sie deshalb benachteiligt, diskriminiert und beschimpft werden. Wem gefiele das? Zudem bin ich der Ansicht, dass schon im Kindesalter offener mit der Sexualität umgegangen werden muss, damit Kinder es nicht komisch finden, wenn sich beispielsweise Männer küssen. 

JK: Wer sollte für mehr Akzeptanz aktiv werden?

GJ: Alle. Auch die, die keinen Bezug dazu haben und die, die den Mund oder sich raus-halten. Wir brauchen mehr Menschen, die die Stimme gegen Ungerechtigkeit erheben, die Haltung zeigen, sich füreinander einsetzen und einstehen. Geht Diskussionen ein, hört nicht weg, werdet unbequem. Je mehr Menschen aufstehen und für Akzeptanz kämpfen, desto besser wird unsere Welt. 

JK: Abschließend die Frage: Was erhoffst du dir für die LGBTQ+ Community der nächsten Generationen?

GJ: Ich wünsche den kommenden Generationen, dass Outing kein Thema mehr ist. Dass sich niemand mehr outen muss, so wie es Heterosexuelle nie mussten und müssen. Ich erhoffe mir, dass sich niemand mehr verstecken oder Angst haben muss. Es wäre auch hilfreich, wenn das Thema Adoption für Homosexuelle, Transgender, Bisexuelle und queere Menschen vereinfacht würde, wodurch das alte Bild von Mutter und Vater aufgelöst werden könnte.

Wie schaffst du das alles?

Ich lese stets zwei Bücher gleichzeitig.

 

Am Morgen lese ich nach dem Aufstehen gerne zu einem Heißgetränk ein Buch bezüglich Persönlichkeitsentwicklung (derzeit "Die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen" von Marilee Adams), um mich zu motivieren und den Tag besser zu starten. Dies gibt mir einen starken Aufschwung und ich nehme mir viel daraus mit.

Abends setze ich auf Romane oder Biografien (aktuell "Miss Dior" von Justine Picardie - sehr harte Kost, da es von dem nationalsozialistischen Terror gegen jüdisches Leben handelt und dies mehr als bedrückend ist) vor dem Zubettgehen.

Lesen ist für mich neben dem Schreiben das liebste Hobby. Diese zwei Dinge bereichern mein Leben und ich könnte mir nicht vorstellen, je damit aufzuhören. 

 

Oft höre ich dazu die Frage "Wann und wie schaffst du das bloß alles?". Denn man muss wissen, dass ich neben dem Lesen und Schreiben noch einigen anderen Dingen nachgehe. Ich bin in Vollzeit im Außendienst tätig (Außendienst ist meine Leidenschaft und ich vertreibe derzeit eine großartige Qualitätsmarke, die ich fest vertreten kann), ab und an berate ich Leute (Stilberatung), moderiere Modenschauen (bislang drei zu je max. einer Stunde), betreibe ein Frauennetzwerk (Frauenstärkung - die Treffen finden mittlerweile alle drei Monate statt und enthalten Vorträge, Workshops und Aufgaben), arbeite an einem Buch (ich bin im Endspurt - im Dezember sollte ich es einreichen können) und habe eine kleine Familie. Das hört sich erst einmal nach sehr viel an, ist es aber nicht.

 

Auf die oben genannte Frage kann ich schlichtweg nur antworten, dass das Leidenschaften von mir sind, die mich fördern und meine Kreativität an die Oberfläche transportieren. Und manch Arbeitgeber mag nun beim Durchlesen dieses Beitrages Schnappatmung bekommen, aber dieser sei sich gewiss, dass diese Tätigkeiten meinen Aufgaben in meinem Vollzeitjob keinen Abbruch tun. Ganz im Gegenteil: Lt. "The Creative Dividend" beauftragte Adobe die Firma Forrester Consulting mit der Untersuchung, inwieweit sich Kreativität auf Unternehmensergebnisse auswirken kann. Die Studie von Forrester kam zu dem Ergebnis, dass "... Unternehmen, die Kreativität begrüßen, Konkurrenten bei entscheidenden Indikatoren der Geschäftsentwicklung übertreffen, einschließlich Umsatzwachstum, Marktanteil und Talentgewinnung." Also lässt sich die Steigerung der Kreativität, was Fantasie und Ideen mit einschließt, durchweg positiv sehen.

Kreativität ist sogar für die langfristige Gesundheit des Gehirns immens wichtig. Lt. CBS News ergab eine Studie der Mayo Klinik, dass "... ein kreatives Hobby dazu führt, das Risiko einer Demenzerkrankung zu senken und das Gedächtnis zu erhalten. (...) Studienteilnehmer, die sich im mittleren und höheren Alter künstlerischen Hobbys widmeten, zeigten eine um 73% geringere Wahrscheinlichkeit, eine milde kognitive Beeinträchtigung zu erleiden, als diejenigen, die das nicht taten."

 

Zudem bereichern mich all diese Tätigkeiten und ich bin durchaus in der Lage, diese in einem gesunden Maß durchzuführen, sodass es weder meine Gesundheit, meine Schlafqualität (da steht mir eher mein Gedankenkarussell im Weg), noch meine Arbeitsleistung für meine Vollzeitstelle oder meine Zeit mit meiner Familie beeinträchtigen. Ich bin sehr gut strukturiert, achte auf mich und mache alles in meinem Leben mindestens gut. Ich würde keiner dieser Tätigkeiten nachgehen, würden sie mir keine Freude bereiten, meine Kreativität fördern, mir schöne Zeiten bescheren oder irgendeinen anderen Part in meinem Leben im Wege stehen. Ich bin clever genug, um abzuwägen und Entscheidungen zu treffen, was möglich ist und was nicht. All diese Dinge kann und möchte ich nicht missen, da sie mich ausmachen und vor allem zu der Frau machen, die ich bin. Sie entwickeln mich weiter und ich kann eine bessere Mutter für meine Kinder und ein effizienterer Arbeitnehmer sein, weil sie mich glücklich und zufrieden machen.

 

Man kann es auch so sehen: Ich habe deutlich mehr Erfolgserlebnisse als manch anderer und diese beflügeln mich und tragen mich weiter und höher.

 

Und um nochmal auf die Frage zurückzukommen, wann und wie ich das alles mache: Ich bin organisiert, clever und gehe gesund und achtsam mit mir und meinem Leben um. Für alles, was ich gerne tue, findet sich Zeit und nichts von all meinen, nennen wir es Hobbys, denn das sind diese Tätigkeiten, beansprucht so viel Zeit, dass ich anderen Dingen nicht gerecht werden würde oder Aufgaben nicht nachkäme. Mir kann man nicht vorwerfen, ich würde meine Aufgaben nicht erfüllen, denn das tue ich und ich erfülle sie alle gut (oder auch sehr gut). Den Anspruch an mich habe ich stets und dafür tue ich einiges.

 

Die Aussage "Dafür habe/hätte ich keine Zeit" ist für mich schlichtweg eine Ausrede, denn dann möchte man etwas einfach nicht tun. Für Dinge, die einem wichtig sind und die Freude bereiten, nimmt man sich die Zeit und findet auch genügend dafür.

 

Schlussendlich möchte ich sagen, dass nicht alle Nebentätigkeiten alles von uns abverlangen müssen und einfach als Hobby gelten können, die uns nicht beeinträchtigen oder Richtung Burnout führen, sondern uns ganz im Gegenteil weiter bringen und zufriedener machen. Meiner Ansicht nach, ist ein zufriedener Mensch mit kreativen Hobbys der bessere Arbeitnehmer, Elternteil, Freund/in, Mensch.

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